Der „Alte Postweg“ in Werste
Von Gerd Prinzhorn – August 2025
Nicht nur alle Werster kennen sie, die Gohfelder Poststraße; sie führt von der Sielstraße im Osten bis zur angrenzenden Stadt Löhne im Westen. Sie hieß bis zur Gebietsreform im Jahre 1973 Alter Postweg.
Beim Postweg fallen uns sogleich Begriffe ein wie Postkutsche und Pferdewechsel. Ja, so war es damals, als Karl der Große im 9. Jahrhundert viele Straßen in seinem großen Reich von West nach Ost bauen ließ. Eine dieser Straßen führte auch -ausgehend vom Rhein- über den Teutoburger Wald und das Wiehengebirge, somit auch durch Gohfeld, Werste und Eidinghausen. Es ist anzunehmen, dass durch diese Straßen auch die weitere Entwicklung der angrenzenden Bauerschaften begünstigt wurde.
Zur Zeit der Bistümer – zu Beginn des 17. Jahrhunderts – erkannte man die Notwendigkeit, nicht nur untereinander und mit den übergeordneten Stellen in Verbindung zu treten, sondern auch mit der „Außenwelt“ Nachrichten auszutauschen. Stadt und Bistum Minden unterhielten bereits 1625 ständige Boten. Private Briefe wurden nur unregelmäßig befördert, insbesondere durch reisende Händler und Handwerker. Durch den immer größer werdenden Umfang der Postbeförderungen wurden Reit- und Fahrposten eingerichtet, die nach und nach zu einer öffentlichen Verkehrseinrichtung wurden. Durch die Einrichtung auch der Personenfahrpost etwa um 1655 mussten die befahrbarsten Wege gesucht und befestigt werden. Dabei musste auch die damals nicht mehr verkehrstüchtige alte Holzbrücke über die Werre im Zuge der heutigen Brückenstraße neu gebaut werden. Man nannte sie fortan „Königliche Hauptpost- und Zollbrücke“. Über diese Gohfelder Brücke später mehr.
Es ist belegt, dass alles, was von der Postkutsche aus zu sehen war, von den Reisenden vermerkt wurde. So hat man auf dem Weg zwischen Eidinghausen und Gohfeld damals z.B. „etwa 40 bis 50 Schritte von der Poststraße entfernt, zwischen Werste und der Gohfelder Brücke, das große Steinkammergrab aus der grauen Vorzeit“ gesehen.
Unseren Postweg haben auch viele Persönlichkeiten passiert und in unserer Gegend Rast gemacht. Am 29. Juli 1697 erlebte Gohfeld die Durchfahrt des Zaren Peter auf dem Weg nach Holland samt seinem 250 Mann starken Gefolge. Der Grund der Reise wurde vom Komponisten Albert Lortzing in seiner Oper „Zar und Zimmermann“ in Szene gesetzt. Auch Friedrich der Große durchquerte zwischen 1740 und 1768 vier mal auf dem Postweg unsere Heimat, jeweils auf dem Wege in die westlichen Gebiete bis nach Kleve. Als im Jahre 1745 auf dem Gebiet unserer späteren Stadt eine Salzquelle entdeckt wurde, war es Friedrich, der hier ein Salzwerk errichten ließ. Friedrich Wilhelm II passierte im Jahre 1787 ebenfalls den Postweg. Auch in unserer Gegend gab es Postraststätten, Krüge genannt, in Eidinghausen, in Gohfeld und auf dem Bischofshagen. Bei Delkeskamp in Eidinghausen und auf dem Hof Hagemeier in Gohfeld gab es Posthaltereien mit Pferdestationen, die durch immer mehr werdenden Verkehr auf dem Postwege an Bedeutung gewannen.
Die Gohfelder Brücke als unverzichtbarer Bestandteil des Postweges musste wegen Hochwassers und Eisschmelze, aber auch wegen der verstärkten Benutzung immer wieder erneuert und neu gebaut werden. In diesen Zeiten musste die Königliche Post den Weg über die Brücke am Salzwerk im Zuge der heutigen Eidinghausener Straße nehmen. Im Jahre 1798 wurden durch Anordnung des „Königl. Preuß. Postamtes“ in Minden der alte Postweg und die Gohfelder Brücke aufgegeben. Fortan verlief der neue Postweg Rehme-Herford ausschließlich über die Brücke am Salzwerk.
Quelle: „Alter Postweg – Geschichten und Erinnerungen gesammelt und zusammengestellt von August Garl“, 1. Auflage März 1993

